Fehlerhafte Widerrufsbelehrung: 5 wichtige Hinweise vom Fachanwalt
Eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung ist keine Seltenheit. Bei der Darstellung der Widerrufsbelehrung kommt es immer wieder zu Fehlern. Für den Verbraucher selbst sind diese in der Regel nicht klar erkennbar.
Bei bestimmten Verbraucherverträgen ist eine Widerrufsbelehrung gesetzlich vorgeschrieben. Die am 13. Juni 2014 in Kraft getretene EU-Verbraucherrichtlinie vereinheitlicht dabei die formalen Anforderungen.
Erfahren Sie in diesem Beitrag aus erster Hand, worauf es zu achten gilt.
Inhalt
1. Was genau ist eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung?
2. Es kommt mitunter auf Nuancen bei der Formulierung an
3. Fehlerhafte Widerrufsbelehrung: Beispiel Darlehensvertrag
4. Fehlerhafte Widerrufsbelehrung - weitere Beispiele
5. Die Widerrufsbelehrung als komplexes Feld innerhalb der Rechtsprechung
6. Fazit
7. FAQ
1. Was genau ist eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung?
Nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch die Gerichte in Deutschland befassen sich immer wieder eingehend mit Widerrufsbelehrungen und deren rechtlichen Wirksamkeit. Nach der allgemein gültigen Rechtsprechung und unterstützenden Urteilen sind demnach folgende Widerrufsbelehrungen unwirksam:
- Falsche Fristbelehrung: Der Fristbeginn ist nicht eindeutig formuliert.
- Die Widerrufsfolgen werden nur unvollständig aufgeführt oder fehlen komplett.
- Es erfolgt keine Fernabsatzbelehrung.
- Bei der Widerrufsbelehrung liegt ein Verstoß gegen das Deutlichkeitsgebot vor.
- Die Pflichtangaben gemäß BGB und EGBGB fehlen (hier: § 492 Abs. 2 BGB iVm Art. 247 und §§ 6 bis 13 EGBGB).
2. Es kommt mitunter auf Nuancen bei der Formulierung an
Als Verbraucher können Sie oftmals die Fehlerhaftigkeit einer Widerrufsbelehrung gar nicht erkennen. Schon durch ein einzelnes, falsch eingesetztes Wort kann eine Widerrufsbelehrung unwirksam werden. So finden Sie in einer entsprechenden Widerrufsbelehrung oftmals das Wort "frühestens" im Kontext mit dem Fristbeginn.
Der Bundesgerichtshof hat in mehreren Urteilen dargelegt, dass die Nutzung dieses Wortes zu einer unwirksamen Widerrufsbelehrung führt. Demnach lässt Sie dieses Wort im Unklaren darüber, welche Voraussetzungen hier gelten. Das Wort erzeuge bei den Verbrauchern Unklarheit.
Vielmehr suggeriere es dem jeweiligen Verbraucher fälschlicherweise, dass die Frist für den Widerruf eventuell auch erst später beginnen könne, argumentierten die Richter diesbezüglich.
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Fehlerhafte Widerrufsbelehrung Rechtsfolgen: Urteil erlaubt Widerruf eines Darlehens
Einen ähnlich gelagerten Fall verhandelte das LG Wuppertal. Hier reichte es, dass bei einem verbundenen Geschäft (Kombination von Darlehens- und Restschuldvertrag) das Wort "klären" im Vertrag verwendet wurde, obwohl die Bank im Mustertext das Wort "erklären" verwendet hatte.
Die Richter am LG Wuppertal entschieden, dass durch diesen Austausch zweier Begriffe bzw. Wörter die Belehrung unwirksam sei (Az. 5 O 377/11; Urteil vom 08.05.2012).
Sie argumentierten bei der Urteilsverkündung, dass es zu einer Sinnverkehrung des Textes gekommen sei. Die fehlerhafte Widerrufsbelehrung Rechtsfolgen in diesem Fall: Der Kläger konnte das Darlehen widerrufen. Genau das hatte die Bank zuvor abgelehnt.
3. Fehlerhafte Widerrufsbelehrung: Beispiel Darlehensvertrag
Besonders deutlich wird dies im Hinblick auf die fehlerhafte Widerrufsbelehrung in Darlehensverträgen. Hier ist es 2002, 2010 und auch 2016 zu einigen Änderungen gekommen. Dieser Umstand hat beispielsweise dafür gesorgt, dass Ansprüche verfallen sind, da Widerrufe nicht rechtzeitig eingereicht wurden oder es zu formalen Fehlern bei der Erklärung des Widerrufs gekommen ist.
Auch bei der fehlerhafte Widerrufsbelehrung Verjährung nehmen Darlehensverträge respektive Finanzdienstleistungen eine Sonderstellung ein. In der Regel besitzt jeder Verbraucher ein ewiges Widerrufsrecht, wenn er falsch oder fehlerhaft über den Widerruf belehrt wurde.
Widerrufen Sie dabei auf eigene Faust ein Darlehen, haben Sie kaum Aussichten auf Erfolg. Setzen Sie Ihr Recht daher mit anwaltlicher Hilfe durch!
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4. Fehlerhafte Widerrufsbelehrung - weitere Beispiele
Bei Verträgen unterschiedlichster Art kommt es immer wieder zu Irritationen im Hinblick auf die Widerrufsbelehrung. Wir haben für Sie typische Formulierungen und Szenerien für eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung aufgelistet:
- Es wird eine zu kleine und damit schwer lesbare Schrift für die Widerrufsbelehrung verwendet.
Die Belehrung ist im Text versteckt und wird nicht in einem ausreichenden Maße optisch hervorgehoben. - Es wird eine ungültige Anschrift angegeben.
- Ein irreführender oder falscher Inhalt verschleiert den Beginn der Widerrufsfrist.
- Fehlende oder falsche Angaben machen die Folgen des Widerrufs nicht klar deutlich.
- Es fehlen entsprechende Angaben zum Fernabsatzgeschäft.
- In der Widerrufsbelehrung werden veraltete Gesetzeslagen oder Mustertextpassagen verwendet.
- Die Widerrufsbelehrung erfolgt bereits vor Vertragsschluss.
- In den verschiedenen Vertragsunterlagen sind zwei widersprüchliche Belehrungen vorhanden.
5. Die Widerrufsbelehrung als komplexes Feld innerhalb der Rechtsprechung
Alleine schon aufgrund der seit 2002 immer wieder eingebrachten Änderungen an Mustertexten und Gesetzen, hat die Sachlage stark kompliziert.
Es findet immer nur das Recht Anwendung, dass beim jeweiligen Zeitpunkt eines Vertragsabschlusses auch tatsächlich gültig ist. Noch komplexer wird die Rechtsprechung rundum eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung durch eine große Anzahl an Urteilen der Instanzgerichte. Denn diese Gerichtsurteile modifizieren zum Teil die jeweiligen Vorgaben des Bundesgerichtshofes.
Jede Widerrufsbelehrung wird auf Anfrage von unserer Kanzlei sorgfältig auf Fehler überprüft. Als Verbraucher sollten Sie diese Chance wahrnehmen.
6. Fazit
- Fehlerhafte Widerrufsbelehrungen sind ein rechtliches Problem, das oft zu Unwirksamkeit führt.
- Beispiele für Fehler sind falsche Fristbelehrungen, unvollständige Angaben und fehlende Fernabsatzbelehrungen.
- Selbst kleine Nuancen in der Formulierung können eine Widerrufsbelehrung unwirksam machen.
- Gerichtsurteile bestätigen die Relevanz präziser Formulierungen in Widerrufsbelehrungen.
- Besonders bei Darlehensverträgen sind Änderungen relevant, und Verjährungsfristen können eine Rolle spielen.
- Weitere Fehlerbeispiele sind kleine Schrift, versteckte Belehrungen und falsche Angaben zur Widerrufsfrist.
- Die Rechtsprechung ist komplex, und das aktuelle Recht zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ist entscheidend.
- Es gibt die Möglichkeit, fehlerhafte Widerrufsbelehrungen von einer Kanzlei überprüfen zu lassen.
7. FAQ
Was versteht man unter einer fehlerhaften Widerrufsbelehrung?
Eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung liegt vor, wenn die Belehrung nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Typische Fehler sind eine falsche Fristbelehrung, unvollständige oder fehlende Angaben zu den Widerrufsfolgen, das Fehlen einer Fernabsatzbelehrung oder ein Verstoß gegen das Deutlichkeitsgebot.
Welche Auswirkungen hat eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung?
Eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung kann dazu führen, dass der Verbraucher sein Widerrufsrecht ausüben und den Vertrag widerrufen kann. Dadurch können Ansprüche entstehen oder verfallen, je nachdem, wie der Widerruf ausgeübt wird und ob der Vertrag bereits abgewickelt wurde.
Was sind typische Fehler in Widerrufsbelehrungen?
Typische Fehler sind unklare Formulierungen, die zu Verwirrung führen, wie zum Beispiel die Verwendung des Wortes "frühestens" im Zusammenhang mit dem Fristbeginn. Auch der Austausch von Wörtern kann eine Belehrung unwirksam machen, wie das Beispiel "klären" anstelle von "erklären".
Welche Beispiele für Fehler in Widerrufsbelehrungen gibt es?
Fehler können sein: Verwendung einer zu kleinen Schrift, Verstecken der Belehrung im Text, Angabe einer ungültigen Anschrift, irreführender Inhalt, fehlende Angaben zum Fernabsatzgeschäft, Verwendung veralteter Gesetzeslagen oder Mustertextpassagen, Belehrung vor Vertragsschluss, widersprüchliche Belehrungen in verschiedenen Vertragsunterlagen.
Wie wird eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung rechtlich behandelt?
Die Rechtsprechung zur fehlerhaften Widerrufsbelehrung ist komplex und unterliegt ständigen Änderungen. Es gilt das jeweils zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses gültige Recht. Gerichtsurteile können die Anforderungen an eine wirksame Belehrung modifizieren. Es ist ratsam, eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung von einem Anwalt prüfen zu lassen.
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